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Der Mythos und die Zucht
Der Familienname
Die Stämme, Unterfamilien und Typen
Kohaylan Abayyan Hadban Dahman Saqlawi Mu'niqi
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Der Mythos und die Zucht
Wenn man sich mit arabischen Pferden beschäftigt, wird man irgendwann auf den Mythos der reinen Abstammung stoßen. Nicht jeder Araber ist ein arabisches Vollblut, nicht jedes arabische Vollblut ist ein asiler Araber und nicht jeder asile Araber ist rein ägyptisch. Während diese Differenzierungen noch leicht zu begreifen sind, tauchen bei den asilen und rein ägyptischen Arabern Abstammungslinien wie Koheilan, Dahman,
Saqlawi oder gar Saqlawi-Jidran Ibn Sudan und Abayyan-Umm Jurays auf. Bei Fragen nach diesen Bezeichnungen wird man manchmal ebensoviele Antworten erhalten, wie man Besitzer von arabischen Pferden fragt. Der folgende Text soll versuchen, etwas Übersicht nicht nur in diese Bezeichnungen zu bringen sondern auch das Prinzip der mütterlichen Zuchtlinien erläutern.
Die Legende berichtet von den fünf Stuten Mohammeds und die Namen "der Fünf", arabisch Al Khamsa, finden sich noch heute in den Hauptlinien der asilen arabischen Pferde. Außerdem werden Dahman und Muniqi genannt. Die Linie der Al Duhaim (Plural von Dahman) ist ursprünglich jedoch eine Unterfamilie der Saqlawi und repräsentiert die perfekte Verbindung des Saqlawi und des Kohaylan Typs. Der
Legende nach waren sie die Pferde des Königs Salomon. Die Linie der Muniqi wird heute nicht mehr als Asil anerkannt, da sie nicht den Kriterien eines asilen oder Al Khamsa Arabers entspricht.
Dazu gibt es eine reichliche Zahl von Unterlinien. Allerdings darf man die äqivalenten Begriffe Linie, Stamm oder Familie nicht mit Typ verwechseln. Es gibt nämlich auch drei Araber-Typen: Kuhaylan, Saqlawi und Muniqi. Ein Araber kann zum Beispiel im Kuhaylan-Typ stehen (sehr männlich, stark, muskulös), obwohl er vom Abayyan-Stamm ist.
Diese Umstände sollen der Schönheit und Glaubwürdigkeit der Legende keinen Abbruch tun, denn es ist nicht gesagt, dass die Stuten des Propheten nicht auch mit einander vewandt gewesen sind. Eine Tatsache bleibt jedoch unumstößlich: die Stuten des Propheten waren mit den europäischen Pferden ebenso wenig oder nur so weit verwandt wie ein ein Zebra oder ein Esel. Und ein reinblütiges arabisches Pferd ist auch heute noch mit einem europäischen Pferd
nur einseitig verwandt, insofern als zwar arabische Pferde die europäischen Zuchten genetisch beeinflusst haben, die Zucht der asilen Araber jedoch immer frei von fremden genetischen Einflüssen gewesen ist. Der augenscheinliche Beweis findet sich neben der gänzlich anderen Erscheinungsweise, wie Kopfform oder Körperhaltung im Skelettaufbau der Araber: Der Vollblutaraber besitzt 17 Rippen, fünf Lendenwirbel und 15 Schweifwirbel, während andere Pferderassen 18
Rippen, sechs Lendenwirbel und 16 - 18 Schweifwirbel aufweisen.
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Der Familienname
Es braucht nicht lang um zu bemerken, dass es innerhalb der arabischen Rasse eine Anzahl verschiedener Typen gibt. Interesanterweise können jedoch Pferde mit nur wenigen oder keinen gemeinsamen Vorfahren dennoch große Ähnlichkeiten des Typs aufweisen auf Grund des Einflusses bestimmeter Familiencharakteristika.
Ebenso lässt sich tatsächlich beim Betrachten der Zuchtlinien eines arabischen Pferdes ein Eindruck davon bekommen, wie ein Fohlen als ausgewachsenes Pferd aussehen wird oder wie künftige Generationen beschaffen sein werden. Dabei gibt es je eine genetische und eine optische Komponente. Bestimmte Linien oder Familien haben genetisch bedingt gewisse spezifische Eigenschaften, die sich in den Folgegenerationen wiederfinden, darüber hinaus gibt es
innerhalb des gesamten Erscheinungsbildes des arabischen Pferdes bestimmte, optisch und charakterlich voneinander abweichende Typen.
Im Gegensatz zur Praxis europäischer Züchter legten die Beduinenstämme die überwiegende Bedeutung bezüglich der Merkmale, die von einer Generation an die Nächste weitergereicht wurden, auf die Stute. Diese einflußreichen weiblichen Familien wurden mit arabischen Namen wie Abayyan, Dahman, Hadban, Hamdani, Kohaylan, Muniqi, Saqlawi u.s.w. benannt, zumeit nach der Gründerstute einer Familie oder dem züchtenden Stamm. Ebenso erbte nach Beduinenart
ein Fohlen den Familiennamen der Mutterstute unabhängig vom Vater. Einige Beduinenstämme hängten auch Namen von Unterfamilien an die Namen ihrer bevorzugten Familien wie Saqlawi-Jidran Ibn Sudan, Dahman-Shahwan, Hadban-Enzahi, Kohaylan Mimreh etc.
Die Praxis der Vererbung des Familiennamens ist vergleichbar mit unserer früheren Praxis der Weitergabe des Familiennamens von Menschen durch die männlichen Nachkommen. Jemand trug den Familiennamen seines Vaters und des Vaters seines Vaters und dessen Vaters usw. Entsprechend trägt ein reinblütiges arabisches Pfers den Familiennamen seiner Mutter und der Mutter seiner Mutter und deren Mutter usf.
In der folgenden Grafik ist das (Hengst-) Fohlen auf der linken Seite des Stammbaums ein junger Dahman, obwohl sein tatsächlicher Anteil an dieser Familie nur 6,25% beträgt. Die Schreibweise der Familiennamen berücksichtigt übrigens die verschiedenen Genderformen der Familiennamen, z.B Dahman, Saqlawi, Hamdan für die männliche und Dahmah, Saqlawiyah, Hamdaniyah für die weibliche Form. In querstehenden tabellarischen Stammbäumen dieser Form steht
die jüngste Generation immer links und das Vatertier jeweils über dem Muttertier. |
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Fohlen |
Eltern |
Großeltern |
Urgroßeltern |
Ururgroßeltern |
Dahman |
Saqlawi |
Kohaylan |
Hadban |
Abayyan |
Hadbah |
Kohaylat |
Saqlawi |
Kohaylat |
Saqlawiyah |
Hamdan |
Abayyan |
Hamdaniyah |
Saqlawiyah |
Kohaylan |
Saqlawiyah |
Dahmah |
Saqlawi |
Abayyan |
Kohaylan |
Abayyah |
Saqlawiyah |
Saqlawi |
Saqlawiyah |
Dahmah |
Hadban |
Abayyan |
Hadbah |
Dahmah |
Saqlawi |
Dahmah |
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Dieser Ansatz steht in Kontrast zur westlichen Zuchtpraxis, die im Allgemeinen einflußreiche Vatertierlinien anerkennen, und die Mutterlinie im Grunde unberücksichtigt lassen. Sogar in Verkaufsofferten für arabische Pferde wird häufig mit dem Vatertier geworben oder die Mutterstute nur als Tochter irgendeines sehr bekannten Hengstes aufgeführt. Wenn man also will, ist die
Zuchttradition der Beduinen eine matriarchalische.
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Die Stämme, Unterfamilien und Typen
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Kohaylan, weiblich Kohaylah oder Kohaylat, Plural al Kohaylat
Andere Schreibweisen:
Kuhaylan, Koheilan, Kuheilan, Kaheylan
Unterfamilien, die in Stammbäumen asiler Araber erscheinen:
Kohaylan-Abu Muhsin, Kohaylan-'Afayr, Kohaylan-Haifi, Kohaylan-Jallabi, Kohaylan-Jurayban, Kohaylan-Kurush, Kohaylan-Mimrih, Kohaylan-Nauwaqi, Kohaylan-Tamri, Kohayln-Ajuz Al Khorma, Kohaylan-Ajuz Dajan, Kohaylan-Ajuz Harqan, Kohaylan-Ajuz Rabda, Kohaylan-Ajuz Rodan
Der Kohaylan ist der ursprüngliche Wüstentyp. Er gilt als Hauptstamm aller Stämme. Die Tiere des Kohaylan Typs erscheinen muskulös, kompakt und mit runden Linien. Ihre Silhuetten scheinen vom Kopf bis zum Schweif zu fließen. Dieser Stamm steht in starkem Kontrast zur Familie Saqlawi. Er ist sehr maskulin und kraftvoll, stark gebaut und kompakt.
Herausragende Merkmale sind der kurze, breite und gerade Kopf, die Augen, die groß, dunkel und ausdrucksvoll sind, die kleinen Ohren und der der Hals, der kürzer ist als bei den anderen Stämmen. Der Körper zeigt eine tiefe Brust, eine muskulöse Hinterhand und einen breiten Rücken, wirkt harmonisch und besitzt runde Linien. .
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Abayyan, weiblich Abbayyah, Plural al Abbayat
Andere Schreibweisen:
Ubayyan, Obeyyan, Abeyan
Unterfamilien, die in Stammbäumen asiler Araber erscheinen:
Abayyan-Sa'ifi, Abayyan-Sharrak, Abayyan-Umm Jurays
Nach einer Legende, soll ein Beduinenkrieger während eines Kampfes seine Abayyah, den Umhang, abgeworfen haben, um Gewicht von seiner Stute zu nehmen und nicht behindert zu werden. Nach dem Kampf stellte er fest, dass sein Umhang auf dem hocherhobenen Schweif seiner Stute gelandet war, die ihn dann die ganze Zeit getragen hatte.
Der Abayyan ist ein Unterstamm des Saqlawi und ihm dadurch sehr ähnlich. Der Schweif ist allerdings höher getragen und die Stirn ist konvex. Im Ganzen eine sehr elegante Erscheinung.
Der Kopf ist länger als bei den Saqlawi, die Stirn konvex und die Augen groß, dunkel und tief liegend, das Maul und die Nüstern sind fein, der Hals ist länger als bei den Saqlawiat und gut geformt.
Der Körper des Abayyan zeigt eine tiefe Brust und extreme Schulter, der Widerist verläuft weit in einen weichen Rücken, die: Vorhand ist lang, die Hinterhand gerade.
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Hadban, weiblich Hadbah, Plural al Hadbat
Andere Schreibweisen:
Hadban El-Nazhi
Unterfamilien, die in Stammbäumen asiler Araber erscheinen:
Hadban-Inzihi (-Enzahi)
Hadbah Salifa bedeutet eine Mähne, die die gesamte Vorhand bedeckt. Nach der Legende soll eine Kohaylah-Stute eine Mähne gehabt haben, die ihre ganze Vorhand bedeckte. Diese Stute wurde später bei El Nazhi gesegnet. Sie wurde dann Hadbah El Nazhi genannt. Heute wird der Name Hadbah Enzahiya geschrieben. Tatsächlich geht die Familie auf die Gründerstute Venus (oder auch Aka Shekra Zefra) zurück.
Der Kopf ist breit mit einem mittellangen Schädel, das Maul und die Nüstern sind eckiger als bei Saqlawi, der Hals ist gut mit einer durchschnittlichen Länge. Der Körper: besitzt einen schönen Widerrist, gute Höhe und ist insgesamt sehr solide. Die Beine haben eine gute Vorhandaktion
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Dahman, weiblich Dahmah, Plural al Duhaym
Andere Schreibweisen:
Dehman, Duhayman, Dahma
Unterfamilien, die in Stammbäumen asiler Araber erscheinen:
Dahman-Kunayhir, Dahman-Shahwan, Dahman-Shahwan Najib
Dahman bedeutet schwarz oder dunkel. Der Dahman Shahwan soll ein Unterstamm des Saqlawi gewesen sein. Die Familie wurde ursprünglich im 17. und 18. Jahrhundert von den Khalifen von Bahrein gezüchtet.
Der Stamm al Duhaym ist eine perfekte Verbindung aus dem Kuhaylan- und dem Saqlawi-Typ und vereint Stärke und Eleganz.
Der Kopf ist kurz, fein, exotisch und konkav, die Augen sind groß und ausdrucksvoll und zu den Nüstern gut proportioniert, die Ohren sind klein und zugespitzt, der Hals ist harmonisch und in Einheit mit dem Körper; der Körper zeigt einen kurzen Rücken und eine gute Kruppe, die Beine sind sauber und trocken ausgebildet.
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Saqlawi, weiblich Saqlawiyah, Plural al Saqlawiat
Andere Schreibweisen:
Saklawi, Seglawi, Seglaoui
Unterfamilien, die in Stammbäumen asiler Araber erscheinen:
Saqlawi-Al Abd, Saqlawi-Jidran, Saqlawi-Jidran Dal'ah, Saqlawi-Jidran Derri , Saqlawi-Jidran Ibn Sudan, Saqlawi-Jidran Marighi, Saqlawi-Jidran Subayni, Saqlawi-Shaifi, Saqlawi-Ubayri
Saqlawiat ist abgeleitet von saqla, ausschlagen. Nach der Legende keilte eine Stute der Al Khamsa beim Galoppieren aus. Deshalb nannte man sie Saqla.
Dieser Typ sieht durch seinen langlinigen Körper sehr weiblich und leicht aus. Er ist extrem schön und fein. Der Kopf ist lang und schmaler als bei den Kohaylat, die Augen sind groß, dunkel und tiefer als bei den Kohaylat, das Maul und die Nüstern sind fein und klein, der Hals ist lang und in guter Proportion zu dem langlinigen Körper; der einen leichten Bau zeigt, lang im Rücken mit seidiger Haut und Mähne. Die Beine haben sehr feine Knochen.
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Mu'niqi, weiblich Mu'niqiyah, Plural al Mu'niqiyat
Andere Schreibweisen:
Muniqi, Ma'anagy
Unterfamilien, die in Stammbäumen erscheinen:
Mu'niqi-Hadruj, Mu'niqi-Sbaili
Der typische Mu'niqi tendiert dahin, höher als die anderen klassischen arabischen Typen zu sein mit langgestreckten und rennmäßigen Linien. Der Körper zeigt eine schräge Kruppe, einen herabhängenden Schweif und prächtige Beine. Die Brust ist weniger tief, der Hals länger und weniger bemuskelt als der des Kohaylan. Der Kopf ist schmaler und höher.
In den alten Zeiten wurde der Stamm Mu'niqi als einer der fünf reinen Stämme in Arabien angesehen. Vor etwa dreihundert Jahren kreuzten die Salqa Beduinen Mu'niqiyat Stuten mit Turkmenischen Hengsten und schufen eine weniger klassische, aber sehr schnelle Mu'niqui Linie. Zweifellos hat es in Arabien auch Puristen gegeben, die niemals asile Mu'niqiyat Linien mit solchen vermischt hätten, die turkmenisches Blut anthalten, jedoch weiß man heute
nicht mehr, welche der Mu'niqi Linien oder der verwandten Julfan, Abu 'Urqub, Kabayshan, Mukhallad, Rabdan, Sa'dan, und Samham Linien tatsächlich asil sind. Aus diesem Grunde darf ein als asil geltender Araber heute keine Mu'niqi Vorfahren haben.
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